Was uns Hoffnung gibt
Wenn wir uns bei unserer diesjährigen Wallfahrt bei der Gnadenmutter von Telgte versammeln, werden wir unsere Gottesdienste nicht in der Propsteikirche feiern können, die in diesem Jahr wegen Renovierungs- und Umbauarbeiten geschlossen ist. Im Park an der Ems wird ein großes Zelt stehen, in dem wir die Festmesse und die Abschlussandacht feiern. Das wird zwar etwas ungewohnt sein, aber es trifft alle größeren Wallfahrtsgruppen, die sich in diesem Jahr nach Telgte auf den Weg machen.
Dass diese Umstellung gerade im Heiligen Jahr 2025 erforderlich ist, lässt sich auch geistlich deuten. Der am Ostermontag verstorbene Papst Franziskus hatte dieses Jahr unter das Leitwort „Pilger der Hoffnung“ gestellt. Wer zu einem weiter entfernten Ziel als Pilger unterwegs ist und nicht unter einem festen Dach Schutz findet, setzt sich auf dem Weg den klimatischen Bedingungen des Wetters aus, auch manchen Gefahren – in früheren Jahrhunderten noch viel stärker als heute.
Alle, die die Zeit der Vertreibung vor acht Jahrzehnten miterlebt haben, können davon erzählen – vom Schmerz des Verlustes, von der Ungewissheit, wohin es geht, zugleich aber auch von der Solidarität in der Gemeinschaft der von demselben Schicksal Betroffenen.
Ein Zelt ist Symbol für das Unterwegssein. Als Christen verstehen wir unseren gesamten Lebensweg als einen „Pilgerweg der Hoffnung“. Wir werden einmal unsere feste irdische Bleibe verlassen, wenn wir zum endgültigen Ziel gerufen werden. Unser Unterwegssein ist aber von einer großen Hoffnung erfüllt. „Wir wissen: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel.“ (2 Kor 5,1)
Die Erfahrung der Gemeinschaft, die alle, die nach Telgte kommen, wieder erleben, die uns als Grafschaft Glatzer aber auch über große Entfernungen miteinander verbindet, stärkt uns auf dem Pilgerweg des Lebens. Auch wenn Sie nicht in Telgte dabei sein können, werden wir Ihre Anliegen mittragen und der Schmerzhaften Mutter anvertrauen.
So ist das Zelt, in dem wir unsere großen Gottesdienste feiern werden, gerade in diesem Heiligen Jahr ein sprechendes Zeichen dafür, dass wir auf dem Pilgerweg der Hoffnung unterwegs sind. Und den Umbau der Telgter Wallfahrtskirche können wir als Zeichen für die Veränderungen und Wandlungen verstehen, die wir in unserer Kirche erleben. Auch wenn wir die zukünftige Gestalt der Kirche kaum oder erst anfangshaft erkennen, schöpfen wir aus dem Glauben immer wieder Kraft zum Aufbrechen und neue Zuversicht. Die Freude, die wir im Zusammenhang mit der Wahl und dem Amtsbeginn von Papst Leo XIV. erlebt haben, stärkt uns auf dem Weg.
Bleiben wir miteinander verbunden als Pilger der Hoffnung!
Ihr Marius Linnenborn,
Präses des Heimatwerks Grafschaft Glatz
|